Ausgangslage / Situationsanalyse


Kurzbeschreibung der Gemeinde Wannweil

Die Gemeinde Wannweil liegt mit ihren 5.300 Einwohnern im unteren Echaztal idyllisch eingebettet in das Streuobstparadies Baden-Württemberg, direkt an der Landkreis¬grenze zwischen den Landkreisen Reutlingen und Tübingen.

In Zeiten des Römischen Reiches stand auf der heutigen Gemarkung eine römische Ansiedlung. Im 3. Jahrhundert nach Christus nahmen die Alemannen das Land in Besitz. Dokumentiert ist im Jahr 920 die Entstehung Wannweils erster Kirche, die damit zu den ältesten überirdischen Kirchen in Baden-Württemberg gehört.

Mit nur 540 ha hat die Gemeinde Wannweil die kleinste Gemarkung im Landkreis Reutlingen und gehört damit zu den dicht besiedeltsten Orten im Landkreis. Dies- und die Dreiteilung durch die Landstraße L 320, die Eisenbahnlinie zwischen Reut-lingen-Tübingen und die Echaz stellten schon immer besondere Herausforderungen an unsere Gemeinde.

So entwickelte sich Industrie und Gewerbe an der Echaz liegend bereits in den 1880-Jahren mit einer Spinnerei und einer Weberei jeweils an den Ortseingängen unserer Gemeinde. Wannweil wurde Arbeitgeber auch für die Region. Durch die steile Tallage und das regelmäßig wiederkehrende Hochwas¬ser an der Echaz konnten jedoch kaum andere größere Gewerbegebiete ausgewie¬sen werden und so verlor unsere Gemeinde in den 1980-Jahren mit dem Niedergang der Textilindustrie einen Großteil ihrer Arbeitsplätze.

Dafür blicken wir aber mit Stolz auf eine Vielzahl von kleineren innovativen Hand-werks- und Gewerbebetriebe, welche den Namen unserer Gemeinde zum Teil in die ganze Welt hinaustragen.

Durch das große Engagement der Holy-AG auf dem Areal der früheren Spinnerei erfährt unsere Gemeinde derzeit eine neue Entwicklung und wir hoffen, dass es in Bälde auch gelingt, den alten Gewerbeteil durch die Schaffung von neuen innovativen Arbeitsplätzen wieder mit Leben zu erfüllen.

Eingebettet und umgeben von herrlichen Streuobstbeständen ist es bereits seit drei Jahrzehnten erklärter politischer Wille der Gemeinde, nicht weiter in den Außenbe-reich zu wachsen, sondern sich intensiv um eine verträgliche Innenverdichtung zu bemühen. Dies ist in den vergangenen Jahren – insbesondere durch die Umnutzung von älteren Gewerbebrachen im Innerortsbereich - gut gelungen.

Ein besonderes Augenmerk galt in den vergangenen Jahren auch der Weiterent-wicklung der Kinderbetreuungsplätze, sowie der Sicherung unserer Grundschule, welche sich durch das überdurchschnittlich große Engagement unserer Lehrer in Verbindung mit einem ungewöhnlich aktiven Schulförderverein einen sehr guten Ruf in der Gemeinde erarbeitet hat.

Besonders stolz sind wir auch auf unsere Bücherei, die mit über 50.000 Ausleihen im Jahr im vorderen Ranking liegt. Für unsere Bürgerinnen und Bürger ein viel genutzter Kommunikationsort mit ansprechendem Programm. Diese zieht das Publi-kum auch weit über unsere Gemeindegrenze hinaus an.

In unserer sensiblen Lage an der Echaz und dem steilen unteren Echaztal sind wir uns schon immer der besonderen Verantwortung für unsere Natur bewusst und bemühen uns seit vielen Jahren, dieses Verantwortungsbewusstsein auch an unsere Bürger weiterzugeben. So wurde die Gemeinde bereits im Jahr 2002 als Solar¬kommune ausgezeichnet, ein Förderprogramm für die Solarförderung aufgelegt und auch die Pflege unserer Streuobstwiesen durch die Gemeinde im privaten Bereich gefördert.

Die Überprüfung unserer Entscheidungen auf Nachhaltigkeit und Umweltver-träglich¬keit sind selbstverständlich und haben dazu beigetragen, dass Wannweil sich in den vergang¬enen Jahrzehnten zu einer liebens- und lebenswerten Gemeinde entwickelt hat.


Energie- und klimapolitisch relevante Punkte

1. Innenentwicklung und Hochwasserschutz

Durch die bereits angesprochene Lage im engen Unteren Echaztal und eingebettet in das Streuobstparadies Baden-Württemberg legt die Verwaltung und der Gemeinderat seit ca. drei Jahrzehnten ein besonderes Augenmerk auf das Thema „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“. In Verbindung mit dem zentralen Thema „Sparsamen Umgang mit Ressourcen“ und dennoch dem Ziel, jungen Familien in Wannweil angemessenen und bezahlbaren Wohnraum zu ermöglichen.

Dies ist insbesondere deshalb wichtig, da unsere Gemeinde im vergangenen Jahrhundert durch drei starke Entwicklungen - durch die Industrialisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts, der Unterbringung von Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg und der Bebauung des Südhanges in den 1970-er Jahren -geprägt war.

Danach fand ein Umdenken bei den politisch Verantwortlichen statt und das Augenmerk wurde in den vergangenen 24 Jahren fast ausschließlich auf die Innenentwicklung gerichtet. Dies ist uns auch durch die zweimalige Aufnahme in das Landessanierungsprogramm gelungen (1999 und 2013) und natürlich in den vergangenen Jahren durch die Investitionen der Fa. Holy AG auf ihrem früheren Gewerbegelände.

Dabei war es uns immer wichtig, in unseren Bebauungsplänen entsprechend sensible Planzahlen zu verankern und die Bauherren zu einem entsprechend sensiblen Umgang mit Natur und Umwelt anzuregen.

2. Mobilität

Durch die Dreiteilung durch die Landesstraße, die Echaz und die Eisenbahnlinie ist der Verkehr in unserer Gemeinde und die Lenkung des Verkehrs schon immer ein wichtiges Thema.

Dank der Lage an der Eisenbahnlinie zwischen Reutlingen und Tübingen ist unsere Gemeinde sehr gut mit der Bahn zu erreichen. Innerorts ist es jedoch relativ schwierig, ein vernünftiges ÖPNV-Konzept in den schmalen und steilen Wohngebietsstraßen zu entwickeln.

Zur Aufwertung unseres Bahnhofes wurde jüngst eine weitere überdachte Fahr-radunterstellmöglichkeit geschaffen und ein Park- und Rideplatz ist angedacht.

Bereits 1995 vergab unsere Gemeinde eine umfassende Verkehrsplanung mit der Frage, „Wie kann vor allen Dingen in Zukunft vermieden werden, dass sich Schleichverkehre zwischen der B 27 über die Gemeinde Wannweil in die Stadt Reutlingen entwickeln“ und „Wie kann nachhaltig Verkehr reduziert werden?“

Als erste Gemeinde im Landkreis Reutlingen fasste der Gemeinderat bereits 1997 den Entschluss, in unserer Gemeinde flächendeckend Tempo 30 auszuweisen. Um den Verkehr auf unserer relativ langen, den Ort durchquerenden Hauptstraße in Längsrichtung zu beruhigen, erhielten wir 2002 den ersten innerörtlichen Kreisel auf einer Landesstraße.

Auch für unsere Ausfallstraßen in das Gewerbegebiet Mark-West - interkom-munales Gewerbegebiet zwischen Reutlingen und Tübingen - wurde der Verkehr aufmerksam beobachtet und ein Lenkungskonzept entwickelt, welches den Verkehr durch eine indirekte Einbahnstraße nahezu gleichberechtigt auf die Gustav-Werner-Straße und die Jettenburger Straße verteilt.

Besonderes Augenmerk richtet die Verwaltung und der Gemeinderat auch auf die Lenkung des Fußverkehrs. So gibt es von unseren Hanglagen zahlreiche Treppen¬anlagen, die den Fußgängerverkehr abseits von Fahrstraßen in unsere Ortsmitte bringen und in mehreren Bauabschnitten die Überlegung, einen von der Fahrbahn getrennten Fußweg entlang der Echaz zu gestalten und so durchgängig vom Ortseingang Richtung Betzingen durch das neue Wohngebiet an der Spinnerei entlang der Echaz über die neu gebaute Brücke beim Edeka-Markt bis zur Ortsmitte zu gelangen.

Zur weiteren Optimierung des Fußgängerverkehrs hat sich die Gemeinde Wannweil in diesem Jahr für die vom Land Baden-Württemberg ausgewiesene Konzeptentwicklung zur Verbesserung des Fußgängerverkehrs beworben. Leider sind wir nicht als Modell¬gemeinde zum Zug gekommen.

Auch auf das Radwegenetz legt die Gemeinde ein großes Augenmerk, allerdings gibt es hier aufgrund der beengten Lage im Ortsbereich noch einige Schwach-stellen. Interessant sind die Konzepte zu einem Radwegeschnellnetz zwischen Reutlingen und Tübingen, welches eventuell durch unsere Gemeinde fließt. Hier fand bereits mit den Vertretern des Regierungspräsidiums und der Landratsämter ein Ortstermin in Wannweil statt. Schon länger gibt es eine E-Lade¬station für E-Bikes am Rathaus (in unmittelbarer Nähe des Rathauscafes), ein Teil-Auto und als jüngstes Konzept die Verwirklichung eines Bürgerbusses. Hier sind wir froh, für unsere Bürgerinnen und Bürger an zwei Tagen in der Woche ein auf einer Route fahrendes Buskonzept anbieten zu können mit insgesamt 55 Haltestellen.

Als jüngstes Projekt wurde 2018 für die L 379 ein Lärmverkehrsgutachten vergeben.


3. Vorbildfunktion und Ausbau eines lokalen Akteursnetzwerkes

Unter dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ ist die Verwaltung in viele Arbeits-kreise und Initiativen vernetzt. So vertrete ich als Bürgermeisterin die Gemeinde im Kreistag, hier insbesondere im Jugendhilfeausschuss und Schul- und Kulturaus¬schuss und als erste Stellvertreterin im Verwaltungsausschuss. Im Bildungs¬bereich bin ich für den Gemeindetag Baden-Württemberg im Schul- und Kulturausschuss, im Landesverband der Volkshochschulen und im Beirat für außerschulische Jugendbildung vertreten.

Unsere Gemeinde wurde in diesem Jahr als Gesunde Gemeinde im Landkreis Reutlingen zertifiziert und ich selbst bin Mitglied bei der Inklusionskonferenz des Landkreises und im Beirat der Klimaschutzagentur Reutlingen. 1997 wurde der Arbeitskreis Energie gegründet, ebenso wie ein Arbeitskreis Umwelt und ein Arbeitskreis Verkehr, die sich immer wieder projektbezogen mit ihren Ideen in die kommunalen Planungen einbringen.

Darüber hinaus entstand ein regelmäßig stattfindendes gesundes Unternehmer-treffen, bei welchen Unternehmen sich in lockerer Form über ihre gesundheits-¬ und umweltpolitischen Möglichkeiten austauschen und gegenseitig informieren.

Die Gemeinde unterhält zahlreiche Biotope, welche in Kooperation mit der Orts-gruppe des Naturschutzbundes gepflegt, erhalten und auch entsprechend ergänzt werden. In Kooperation mit dem Albverein wurde ein Wanderweg rund um unsere Gemeinde angelegt, bei welchem die Schönheiten sowie unsere besondere Lage besonders zur Geltung kommen.

In diesem Jahr wurde ein Gesundheitspfad durch unsere Gemeinde angelegt, welcher unsere Mitbürger einlädt, Gedächtnisübungen, Atemübungen usw. in den Alltag auf den natürlichen Wegen durch unsere Gemeinde einzubauen. Darüber hinaus werden die entsprechenden Tafeln in diesem Jahr noch durch zwei ausge¬wiesene Gesundheitsspaziergänge ergänzt.


4. Bildungsbereich

Ein besonderer Schwerpunkt der kommunalen Tätigkeiten liegt in der Gemeinde Wannweil auf der Bildung von Kindern und Jugendlichen. Bereits im Jahr 1997 wurde die erste Kindergarteneinrichtung durchgehend bis 14.00 Uhr geführt. Seit 1999 gibt es in Wannweil auch eine durchgehende Kinderbetreuung von 7.00 Uhr bis 14.00 Uhr – lange bevor das Thema „Verlässliche Schule und Ganztages¬schule“ durch die Landes¬politik aufgebracht wurde. Heute werden die Grundschulkinder an fünf Tagen von 7.00 bis 17.00 Uhr betreut.

Mit einem unterschiedlichen Angebot in unseren Kindergärten und Kindertages-stätten möchte die Gemeinde Wannweil allen Kindern optimale Bedingungen bieten und für die Familie passgenaue Konzepte anbieten, sodass sich die wichtigen Ressourcen ausgebildeter Arbeitskräfte mit dem Wunsch nach mehr Kindern gut verbinden lassen.

So gehört die Gemeinde Wannweil zu den Gemeinden, in denen seit Jahren die Zahl der Kinder in den Familien steigt und ein 3. und 4. Kind in der Familie keine Seltenheit ist.

An der Schule gibt es Kooperationen zwischen unseren sporttreibenden Vereinen, sowie unseren musischen Vereinen im Bereich der Ganztagesschule. Unsere Grund¬schule ist eine Grundschule mit einem Sportschwerpunkt. Wir bieten zusätzliche tägliche Bewegungsmöglichkeiten in der Mittagspause und zahlreiche interessante Sportprogramme im Bereich Nachmittagsbetreuung an.

In fünf Sommerferienwochen sowie in den Herbstferien, Weihnachtsferien, Faschingsferien und den Oster- und Pfingstferienferien findet zudem eine ganz-tägige Ferienbetreuung durch den Förderverein der Schule, die Gemeinde und unserer Vereine statt.

Themen wie „Gesunde Ernährung“, „Gesundes Frühstück“, „Zertifiziertes Mittagessen“ gehören zu den Standards in unseren Kindergärten und an der Grundschule.

Regelmäßig erhalten unsere Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, auf unseren Streuobstwiesen Obst zu ernten und dies vor Ort in unserer Mosterei zu verarbeiten. Auch in den Geschäften ist der Wann¬weiler Apfelsaft sehr beliebt.

Unsere Bücherei hat ein umfassendes Spiele-, Hörbuch- und Bücherangebot, sodass die ganze Familie angesprochen wird. Regelmäßige Besuche in den Kindergärten und ein Angebot, regelmäßig in der Pause Bücher im Schulgebäude auszuleihen sind umgesetzt. Darüber hinaus lädt die Bücherei mit zahlreichen Kinder- und Jugendveranstaltungen regelmäßig in die Bücherei ein.

Um was immer es geht ist es uns ein Anliegen, unsere Mitbürger darauf aufmerk-sam zu machen, dass das Thema „Gesundheit“ weit über einen gesunden Körper hinaus geht und ein gesunder Körper ein gesundes Lebens- und Wohnumfeld benötigt. Wo immer dies möglich ist, wird dies gefördert.


Wannweil, den 24. Juli 2018


Anette Rösch

Bürgermeisterin

 


Kontakt: Volker Steinmaier über Tel. 07121/9585-21 oder e-Mail volker.steinmaier@wannweil.de