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Schmied Johann Georg Gaiser,
Huf und Wagenschmied

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Aufnahme um 1905, Wannweil, Gebäude Nr. 5. Schmiede von Johann Georg Gaiser (1843-1907) Neben dem Schmied steht Metzgermeister Paul Kern (1883-1932)  in weißer Schürze, er hebt den Huf des Pferdes. Daneben der Schmiedlehrling und Sohn des Schmiedes, Albert Gaiser (1889-1971) Der Junge auf dem Kutschbock ist Georg Mayer (1899-?), Verfasser des Wannweiler Heimatbuches von 1960

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Zustand des Gebäudes kurz vor dem Abbruch im Jahr 1973, rechts die Metzgerei Kern, gegründet von Paul Kern.

    I.Der Huf- und Wagenschmied Albert Gaiser.

Am 21.7.1989 fragte ich den Schmied Walter Gaiser nach seinem Vater, Albert Gaiser, welcher in der Hauptstraße eine „Schmitte“ hatte.

Ein altes Wannweiler Handwerkergeschlecht ist das der "Schmied-Gaiser“. Über Generationen betrieben sie in Wannweil eine "Schmitte“. Mit dem Rückgang der Landwirtschaft, vor allem der Nebenerwerbslandwirte im Nachkriegsjahrzehnt, war auch der Huf- und Wagenschmied nicht mehr gefragt. Mit dem Tod von Albert Gaiser starb das Schmiedehandwerk in Wannweil aus. Seine Schmiede in der Hauptstraße mußte den Erweiterungen seiner alten Nachbarhandwerkern, dem Bäcker Klett und dem Metzger Kern,   weichen. Sein Sohn Walter Gaiser, Jahrgang 19.. , selbst gelernter Schmied, ist noch in Besitz der Tagebücher seines Vaters und Großvaters. Darin vermerkt sind die Namen der Kunden sowie die ausgeführten Arbeiten mit Zahlungsvermerken.  Der erste Eintrag im älteren Buch ist vom 3. August 1868 für Müller Wetzel. Daß der Schmied im letzten Jahrhundert viel zu tun hatte, sieht man einer Statistik über die Landwirtschaft vom Jahr 1882 an. Daraus ist ersichtlich, daß 175 Landwirtschaftliche Betriebe, darunter 120 Betriebe unter 2 ha, 27 Pferde, 386 Rinder, 21 Schafe, 98 Schweine sowie 9 Ziegen hielten. Bei den Auszügen aus dem Tagebuch habe ich die Schreibweise des Schmieds beibehalten, da diese mundartlich geprägt ist und Rückschlüsse auf die damalige Ausdrucksweise zuläßt.

Seite 1 aus dem Tagebuch des Johann Georg Gaiser, Huf-  und Wagenschmied in Wannweil.

Für Müller Wetzel

August 1868

2Hauen angestehlt 482
Gleich in Kuhstrick 41
Glotzle in die Halfterkette 42
Band und Kloben an die Säustalltür 181
Jochbogen beschlagen 91
Band gefligt an die Mühlthür 612
Leistnägel gemacht 182
Büllen angestehlt 1.363
Raufenhaggen 163
Leistnägel 12 Zoll lang127(Pfund)
Beschläg zur Stallthür 1.242
Reif an ein Essiggfaß 92
Büllen angestehlt 1.363
Zinken an eine Schickgabel 181
Zinken an eine Häugabel 64
Band Kloben und Schlenken zu den Scheurenladen


36September 1869

am Mühlwagen 2 Rad umgebunden2.00
und 6 neue Schraufen dazu 36(Pfund)
Radreif 3.001
neuen Wagennagel 191
neus Wagenblech 81
neue Schrauf durch die Hohlärm (?)181
Kumpf abgebunden 242
Reif an die Reibmühle 402
Pfannen verspeidelt 101
Schließ in die Reibachs 9
den Nagel in die Reibachs verlögt und Schließ 84
Leistnägel 6

Der Zweiradmechaniker Erich Walker wohnte zwei Häuser weiter am Brunnen. Er erzählt von seinem Nachbarn Albert Gaiser, daß dieser die Aufgabe hatte, bei trockenem Wetter am Sonntagmorgen die Hauptstraße zu sprengen. Damals war die Hauptstraße noch nicht geteert sondern mit Kalksteinen von der Alb geschottert. Damit die Kirchgänger einigermaßen staubfrei zum Gottesdienst gehen konnten, spannte der Schmied Gaiser seine Pferde vor einen Wagen auf welchem ein hölzernes Wasserfaß befestigt war. Mit einer Schapfe füllte er es an der Echaz hinter seinem Haus. Die Sprengeinrichtung am Fass hat Albert Gaiser selbst angefertigt. Der kleine Erich Walker durfte auf dem Fass sitzen und bei Bedarf mit einem Holzstöpsel das Fass öffnen. An dieses Vergnügen denkt Erich Walker gern zurück.

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Zeichnung einer  Bremsvorrichtung (Migge) für die Vorderachse eines Leiterwagens.
Gezeichnet von Schmied Gaiser

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