I.Der Huf- und Wagenschmied Albert Gaiser.
Am 21.7.1989 fragte ich den Schmied Walter Gaiser nach seinem Vater, Albert Gaiser, welcher in der Hauptstraße eine „Schmitte“ hatte.
Ein altes Wannweiler Handwerkergeschlecht ist das der "Schmied-Gaiser“. Über Generationen betrieben sie in Wannweil eine "Schmitte“. Mit dem Rückgang der Landwirtschaft, vor allem der Nebenerwerbslandwirte im Nachkriegsjahrzehnt, war auch der Huf- und Wagenschmied nicht mehr gefragt. Mit dem Tod von Albert Gaiser starb das Schmiedehandwerk in Wannweil aus. Seine Schmiede in der Hauptstraße mußte den Erweiterungen seiner alten Nachbarhandwerkern, dem Bäcker Klett und dem Metzger Kern, weichen. Sein Sohn Walter Gaiser, Jahrgang 19.. , selbst gelernter Schmied, ist noch in Besitz der Tagebücher seines Vaters und Großvaters. Darin vermerkt sind die Namen der Kunden sowie die ausgeführten Arbeiten mit Zahlungsvermerken. Der erste Eintrag im älteren Buch ist vom 3. August 1868 für Müller Wetzel. Daß der Schmied im letzten Jahrhundert viel zu tun hatte, sieht man einer Statistik über die Landwirtschaft vom Jahr 1882 an. Daraus ist ersichtlich, daß 175 Landwirtschaftliche Betriebe, darunter 120 Betriebe unter 2 ha, 27 Pferde, 386 Rinder, 21 Schafe, 98 Schweine sowie 9 Ziegen hielten. Bei den Auszügen aus dem Tagebuch habe ich die Schreibweise des Schmieds beibehalten, da diese mundartlich geprägt ist und Rückschlüsse auf die damalige Ausdrucksweise zuläßt.
Seite 1 aus dem Tagebuch des Johann Georg Gaiser, Huf- und Wagenschmied in Wannweil.
Für Müller Wetzel
August 1868
2Hauen angestehlt 482 Gleich in Kuhstrick 41 Glotzle in die Halfterkette 42 Band und Kloben an die Säustalltür 181 Jochbogen beschlagen 91 Band gefligt an die Mühlthür 612 Leistnägel gemacht 182 Büllen angestehlt 1.363 Raufenhaggen 163 Leistnägel 12 Zoll lang127(Pfund) Beschläg zur Stallthür 1.242 Reif an ein Essiggfaß 92 Büllen angestehlt 1.363 Zinken an eine Schickgabel 181 Zinken an eine Häugabel 64 Band Kloben und Schlenken zu den Scheurenladen
36September 1869
am Mühlwagen 2 Rad umgebunden2.00 und 6 neue Schraufen dazu 36(Pfund) Radreif 3.001 neuen Wagennagel 191 neus Wagenblech 81 neue Schrauf durch die Hohlärm (?)181 Kumpf abgebunden 242 Reif an die Reibmühle 402 Pfannen verspeidelt 101 Schließ in die Reibachs 9 den Nagel in die Reibachs verlögt und Schließ 84 Leistnägel 6
Der Zweiradmechaniker Erich Walker wohnte zwei Häuser weiter am Brunnen. Er erzählt von seinem Nachbarn Albert Gaiser, daß dieser die Aufgabe hatte, bei trockenem Wetter am Sonntagmorgen die Hauptstraße zu sprengen. Damals war die Hauptstraße noch nicht geteert sondern mit Kalksteinen von der Alb geschottert. Damit die Kirchgänger einigermaßen staubfrei zum Gottesdienst gehen konnten, spannte der Schmied Gaiser seine Pferde vor einen Wagen auf welchem ein hölzernes Wasserfaß befestigt war. Mit einer Schapfe füllte er es an der Echaz hinter seinem Haus. Die Sprengeinrichtung am Fass hat Albert Gaiser selbst angefertigt. Der kleine Erich Walker durfte auf dem Fass sitzen und bei Bedarf mit einem Holzstöpsel das Fass öffnen. An dieses Vergnügen denkt Erich Walker gern zurück. |