Sammlung Ott
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In der Werkstatt von Schreinermeister Christoph Ott. In der Au 3 stellte Christoph Ott seit 1900 mit Gesellen und Lehrlingen Schreinerarbeiten wie Türen, Wandverkleidungen und Möbel her. Als 1909 elektrischer Strom zur Verfügung stand, mechanisierte er den Betrieb mit Hobelmaschine Bohrmaschinen und Kreissäge. Auf dem Bild arbeitet Christoph Ott (1874-1961) mit seinen Söhnen Eugen (1909-1975) und Karl (1901-1990). Die Söhne übernahmen später das Geschäft welches jetzt von Enkel Walter Ott betrieben wird.

ott-1925
karl1-930

Schreinermeister Karl Ott hat eine neue Bretterlieferung bekommen. Aufnahme vor der Schreinerei, In der Au 3 um 1930

    I.Brief von Schreinermeister Christoph Ott aus Wannweil

(30.10.1874-8.9.1961) an seine Mutter und Geschwister. Christoph Ott war in dieser Zeit auf der Walz. Es war damals im Handwerk üblich, nach der Lehrzeit auf die Wanderschaft zu gehen. Vergleiche auch den Bericht von Bäckermeister Heinrich Wollpert.

Bruchsal den 8. Oktober. 1893

Liebe Mutter und Geschwister!

Ich will Euch nun auch wieder einmal schreiben, wie es bei mir gegangen ist und jetzt geht. Ich denke, Ihr werdet schon lange auf meinen Brief gewartet haben, aber ich habe können leider noch nicht schreiben, weil ich habe noch keine Stelle gehabt (habe). Die Geschäfte gehen so schlecht, daß ich habe kaum nach 5 Wochen eine Stelle bekommen. Als ich am 26. August fort bin von Worms, bin ich über Darmstadt, Frankfurt, Wiesbaden, Mainz, nach Bingen. Von Bingen bin ich auf den Niederwald und habe das Siegesdenkmal angesehen, das ist Prachtvoll. Ich habe ja eine Postkarte geschickt, und von dort bin ich noch ganz am Rhein hinunter nach Koblenz, Bonn, Köln und habe keine Arbeit bekommen, dann bin ich wieder auf der anderen Seite des Rheins herauf, über Neuwied bis wieder nach Frankfurt, dann bin ich ins Bayrische nach Aschaffenburg, Würzburg, Fürth, Nürnberg und immer habe ich keine Arbeit gefunden. Dann bin ich von Nürnberg nach Rothenburg, Mergentheim und Osterburgen, Moosbach bis endlich nach Bruchsal. Dort bin ich am 2. Oktober hingekommen und habe zum Glück Arbeit bekommen. Wenn ich bleiben kann diesen Winter, so: bleibe ich, und zu allem Elend hin wird auch nichts bezahlt. Diese Woche habe ich 2 Mark verdient, das ist noch schlechter als in Worms. Durch diese vielen Möbelfabriken ist alles verdorben. Meinen Koffer habe ich noch in Worms stehen, wenn ich Geld habe, lasse ich ihn schicken. Gesund bin ich gottlob immer, was auch das Beste ist. Mein Brief wird Euch wohl in guter Gesundheit antreffen. Liebe Mutter und Geschwister, in Langenbrücken habe ich mich 3 Tage aufgehalten bei meinem alten Meister, eh' ich nach Bruchsal ging, ich habe 3 Mark bekommen von ihm. Aber ich mußte gleich ein Paar Schuhe kaufen, meine anderen waren durchgelaufen.
Jetzt will ich meinen Brief schließen mit vielen Grüßen an Euch alle, Mutter und Geschwister
Christoph Ott

 

PS.: Kost und Logis muß ich hier selber stellen, Mittagessen und Abendessen thue ich in einer Wirtschaft und Schlafen und Kaffeetrinken thu' ich in einem Privathaus.
Meine Adresse heißt:  Christoph Ott per Adr. Philipp Lampert, Möbelfabrik Bruchsal/Baden

             

            Schickt mir bald Antwort!

 

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