Die Wannweiler mittlere Echazbrücke erzählt

Eigentlich können alte Bauwerke ihre weitreichende Geschichte erzählen. Das ist bei Wannweiler Brücken nicht möglich. Die wilde Echaz hat in regelmäßigen Zeitabständen die Brücken weggerissen. Deshalb will ich, die neueste Brücke, erzählen, was mir zugetragen wurde.

„Die neue Fußgängerbrücke“ – Neuer, eingerüsteter Steg 2020

Nun, kurz vor der Adventszeit 2020 hat man mich, die neue Fußgängerbrücke, mit einem Kran in die erneuerten Widerlager meiner Vorgängerin eingefügt. Ich warte auf meine baldige Fertigstellung. Noch fehlen die Geländer und die Anschlüsse an den Weg. Auch die Versorgungsleitungen über den Fluss werden noch installiert. Eine alte Leitung bringt das Brunnenwasser von der Brunnenstube beim Bahnhof zum Dorfbrunnen in der Hauptstraße. Auf dem Foto sieht man die gekappte Leitung mit dem in die Echaz fließenden Brunnenwasser.

„Meine Vorgängerin“ – Gesperrter Fußgängersteg

Meine Vorgängerin, ebenfalls nur für Fußgänger, Handwagen und Radfahrer gebaut, wurde nach 47 Jahren altersschwach und musste sogar eine Zeit lang gesperrt werden. 1973 musste auch meine Ahne, eine solide Stahlbetonbrücke, abgebrochen werden. Die Echaz wurde damals in ein neues, hochwassergeschütztes Bett gezwungen.

„Meine Ahne“ – Eingeschalte Betonbrücke (1924)

Die Brücke war noch nicht baufällig, aber dem Ausbau im Weg. Sie durfte wenigstens 49 Jahre alt werden. Der hiesige Maurer Mathias Walker hat sie 1924 für 7.000 Reichsmark betoniert. Sie war bis 3 Tonnen für den allgemeinen Verkehr freigegeben.

„Meine Urahne“ – Abbruchreife Brücke (1924)

Nicht alt wurde meine Urahne, eine zuletzt sehr altersschwache Holzbrücke. Im Jahr 1898, nach einem schweren Hochwasser wieder aus Holz gebaut, litt sie weiterhin bei manchen großen Hochwassern und musste oft geflickt. Auch sie trug schon die Wasserleitung zum laufenden Dorfbrunnen. Die mittlere Brücke war die älteste und wichtigste Echazbrücke.

Diese ursprüngliche Steinbrücke lag zentral in der Mitte der ehemaligen Bebauung, bestehend aus 15 Lehenshöfen. Sie soll 1843 bei einem schrecklichen Hochwasser weggerissen worden sein und wurde aus Holz neu erbaut. Sie hielt auch nur 55 Jahre. Unten bei der Kirche stand bis zum Hochwasser 1883 nur ein Fußsteg. Die Brücke an der Bahnhofstraße, vermutlich auch nur ein Steg, wurde 1832 weggerissen und als Fahrbrücke aus Holz von Zimmermeister Johann Georg Kämmerle für 243 Gulden erstellt. Zu meinem Standort ist noch zu erwähnen, dass gegenüber die einzige Schildwirtschaft des Ortes, der Ochsen stand. Das Gebäude steht heute noch, nur wird in der ehemaligen Wirtschaft Obst und Gemüse verkauft. Eine Schildwirtschaft musste zur Erlangung einer Konzession aufwendige Speisen reichen, einen Pferdestall mit Personal vorhalten, ebenso mussten Hufschmiede, Wagner und Sattler in der Nähe sein. Der Wirt hatte die Pflicht, Gäste zu bewirten und beherbergen. Hier kommt der laufende Dorfbrunnen ins Spiel: solange die Fuhrleute in der Wirtschaft sich stärkten, mussten die Zugtiere, Pferde und Ochsen auch trinken.

Ich hoffe auf ein langes Leben und dass ich nicht einer zukünftigen Renaturierung der wilden Echaz zum Opfer falle.

Die Geschichte der Brücken wurde von Walter Ott zugetragen.

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